RZt
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RZ Agentur

Die RZA ist Teil des RambaZamba e.V. und verantwortet die Vermittlung von Schauspieler:innen mit Beeinträchtigungen in die Bereiche Film und Fernsehen. Unsere Schauspieler:innen sind gestandene und erfahrene Künstler:innen. Ein wichtiger Teil der RZA ist neben der Ausbildung das Coaching und die Betreuung der Schauspieler:innen am Set. RZ Agentur

Studio 21

Studio 21 ist ein inklusives Performance-Festival mit zahlreichen Bands, immersiven Inszenierungen und einem vielfältigen Workshop-Programm. Die eingeladenen Künstler:innen zeigen eindrucksvoll, wie innovativ die zeitgenössische inklusive Musikszene ist und wie wichtig es ist, sie sichtbar zu machen. Das Studio 21 fand erstmals 2021 in Kooperation mit dem Pop-Kultur-Festival statt. Studio 21

RZ Audio

RambaZamba Audio ist ein Projekt des RambaZamba Theaters. Wir präsentieren (in unregelmäßigen Abständen) Hörbücher und Audio-Projekte, die von den Schauspieler:innen des Ensembles gemeinsam mit Gästen eingesprochen werden. RZ Audio

Diskurs

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RambaZamba Theater Schönhauser Allee 36–39 10435 Berlin
info@rambazamba-theater.de +49 (0)30 585836700
© 2024

Herzlich willkommen im RambaZamba Theater! Ich freue mich, Sie im großartigsten Theater der Stadt begrüßen zu dürfen. Den Kern des RZt bilden seine 35 Schauspieler:innen, die alle mit einer Behinderung leben. Ich liebe dieses Ensemble, „das anarchistischste Ensemble der Stadt“, wie es vor einiger Zeit in der Süddeutschen Zeitung genannt wurde. Es bleibt auch nach vielen Jahren, die wir zusammen verbringen durften, überraschend, besonders, wahnsinnig unterhaltsam und gewiss anarchistisch. Innerhalb einer immer mehr nach rechts driftenden Gesellschaft hat die Konstellation unseres Hauses an politischer Bedeutung gewonnen. Es herrscht Krieg, die klimatischen Transformationsprozesse sind in vollem Gange und die faschistischen Kräfte erlangen immer mehr Stärke. Das alles ist sehr ernst. Das Besondere am Theater ist, dass wir hier, innerhalb einer ernsten Welt, noch spielen dürfen und uns so in eine emanzipierende Auseinandersetzung mit der Welt begeben. Dieser Moment der Auseinandersetzung zwischen uns, den Spielenden, und Ihnen, die das Spielen erleben, birgt für mich Zuversicht. Denn wir würden nicht spielen, wenn wir nicht doch daran glauben würden, dass es irgendwie gut weitergehen kann. Und Sie würden nicht ins Theater kommen, wenn Sie nicht an dieselbe Möglichkeit glauben würden. Ich bin überzeugt, dass das gemeinsame Lachen die Überwindung von Angst bedeutet und uns befreien kann. Wenn wir es schaffen, über die neuen Faschist:innen in Europa trotz ihrer Gefährlichkeit zu lachen, dann hat die Zuversicht wieder einen Platz. Ich habe mich für diese Zuversicht entschieden und glaube daran, dass wir es als Gesellschaft schaffen werden, mit den kommenden Herausforderungen fertig zu werden.

Jonas Sippel, Schauspieler des RZt-Ensembles, spielte vor einigen Jahren die Rolle des Neoptolemos in der Inszenierung Philoktet. Neoptolemos ist ein junger Kämpfer, der von Odysseus geschickt wurde, um den kranken und unwilligen Krieger Philoktet aus dem Krieg zurückzuholen. Odysseus wusste, dass Philoktet niemals zurückkommen wollen würde, wenn er selbst ihn holen würde, da er es war, der ihn auf der Insel Lemnos ausgesetzt hatte. Deswegen beauftragte er Neoptolemos damit, Philoktet auf sein Schiff zu locken und ihn zu ihm zu bringen, um ihn im Krieg gegen Troja einzusetzen. So wurde Neoptolemos Teil einer List und Intrige des Odysseus. Auf der Insel lernte Neoptolemos Philoktet wie geplant kennen, erkannte unter welchen Qualen er litt und entwickelte eine starke Empathie für den Kranken. Dies führte zu einem inneren Konflikt und Neoptolemos offenbarte Philoktet schließlich seinen wahren Plan. Jonas Sippel spielte die Szene auf eine so schmerzliche und eindringliche Weise, dass sie mich sehr berührte und beschäftigte. Was Neoptolemos formulierte, war so einfach, wie wahr: „ (…) man kann seine Meinung auch ändern!“

Dieser Bruch Neoptolemos mit seinem politischen Auftrag ist für mich ein entscheidendes Theatermoment für eine mögliche gemeinsame Zukunft. Einen Fehler erkennen und ihn revidieren zu können, ist eine der größten menschlichen Tugenden. Diese Fähigkeit ist es, die mir einen Teil meiner Zuversicht verleiht. Auch wenn wieder Mehrheiten entstehen, die sich gegen humanistische Werte positionieren, die andere Menschen ausgrenzen und ein friedliches Miteinander in Frage stellen, so haben auch diese Menschen die Möglichkeit und das Potential, ihre Meinung zu ändern. Der Irrtum ist ebenso menschlich wie die Erkenntnis, und letztere entstand in meinem Leben meistens aus dem Irrtum. Die Zuversicht ist etwas, was ich im RZt immer wieder schöpfen kann. In diesem Sinne freue ich mich auf eine neue zuversichtliche Spielzeit und wunderbaren Premieren und einem aufregenden Repertoire.

Seit vielen Jahren gibt es im August ein pre-opening mit einem Konzert von der Hausband 21 downbeat zum Pop-Kultur Festival. Diesmal mit einer Uraufführung von Alban Bergs Wozzeck als Punk-Puppen-Revue. Ich freue mich sehr auf das Konzert im Maschinenhaus, da es die Tradition zwischen dem RZt und dem Pop-Kultur Festival fortsetzt, das sich seit seinem Bestehen engagiert für eine diverse Gesellschaft einsetzt. Die erste große Schauspielpremiere in der Spielzeit 24/25 bietet mit der Uraufführung des Stückes nach dem Roman Sein oder Nichtsein von Klaus Pohl, der zudem Regie führen wird, einen Blick in die Vergangenheit des deutschen Theaters. Vor über zwanzig Jahren spielte Angela Winkler den Hamlet in der Regie von Peter Zadek. In einer Welt, in der auf eine existenzielle Weise Theater gelebt wurde, wie wir es heute nicht mehr können oder wollen.

Mit Musikantenstadl in der Regie von Rainald Grebe reisen wir noch weiter in die Zeit zurück, bis in die frühen 80er Jahre, in denen die berühmte gleichnamige Schlagersendung des ORF erstmals ausgestrahlt wurde. Gemeinsam mit dem RZt-Ensemble untersucht Grebe die Seele der Volksmusik im Herzen des Kommerz. Milan Peschel, als Schauspieler bekannt aus Theater und Kino, begibt sich zusammen mit der SoKo-RZt in Mord im Regionalexpress auf die Suche nach einem verschwundenen Bild und den Sinn des Lebens. Die Regisseurin Jorinde Dröse, die bereits Billy Backe am RZt inszenierte, wird in der Inszenierung We are Superwomen gemeinsam mit dem Ensemble die Intersektionalität von Mutterschaft und Behinderung untersuchen und sich zusammen mit RZt-Spielerinnen fragen, welche Rolle Sexualität und Weiblichkeit in ihren Leben spielen. Im November 2024 werden wir Gastgeber und Mitproduzent des inklusiven NO LIMITS Disability & Performing Arts Festivals Berlin sein.

Parallel dazu wird das Repertoire mit den Produktionen Ein Sommernachtstraum, EIN SPORTSTÜCK, Einer flog über das Kuckucksnest, LÄUFT!, Zur schönen Aussicht sowie mit der Koproduktion Der Schimmelreiter/ Hauke Haiens Tod mit dem Deutschen Theater Berlin fortgeführt.

Die enge und liebevolle Kooperation mit dem DT setzt sich in der kommenden Spielzeit gleich mehrfach fort. Der Regisseur Jan-Christoph Gockel wird dort die Produktion Das Reich – Hospital der Geister von Lars von Trier inszenieren und wieder eng mit dem RZt-Ensemble zusammenarbeiten. Nach der so erfolgreichen ersten Spielzeit wird sich selbstverständlich auch das Autor:innen-Atelier des DT und RZt weiter mit dem Thema der inklusive Autor:innenschaft beschäftigen. Mit dem Staatstheater Kassel beginnt in dieser Spielzeit die erste Zusammenarbeit. Die Koproduktion des Staatstheater Kassel und des RZt, Tango von Sławomir Mrożek in der Regie von Tom Kühnel, wird im Sommer 2025 in Kassel Premiere feiern und danach auch in Berlin zu sehen sein. Das RZt agiert inzwischen weit über Berlin hinaus und kreiert immer neue und spannende Arbeitszusammenhänge. Ganz in diesem Sinn ist das RZt wieder auf Tour, wie etwa am Schauspiel Köln, dem Theater Gütersloh, dem Staatstheater Kassel oder dem Staatstheater Mainz. Ich freue mich sehr, Sie bei uns in Berlin oder anderswo begrüßen zu dürfen und wünsche Ihnen viel Spaß und Zuversicht in unserer Spielzeit 24/25

Jacob Höhne